Vorweg muss man sich die Frage stellen, wie heizt man in ländlichen Gegenden eigentlich, wo keine Gaslieferung direkt ins Haus besteht oder man sich mit Fossilen Brennstoffen, wie Gas Öl oder Kohle, nicht abhängig machen möchte?
Da gibt es mehrere Möglichkeiten, die hier in DK recht populär sind. Nehmen wir mal an, ein Haus mit 100-140qm Wohnfläche soll geheizt werden:
- Wärmepumpe
- Geothermie (Erdwärme)
- Solarthermie
- Infrarotheizung
- Wärmerückgewinnung aus Lüftungs-Klimaanlagen (WRG-Anlagen)
- Feststoff = Holz, Pellet, Holzschnitzel, Stroh
Welche Methoden hier in DK oft zu sehen sind, sind Wärmepumpen und WRG-Anlagen, so wie traditionelle Feststoff-Heizungen. Letztere Methode verbrennt zwar auch fossile Brennstoffe, kann aber im Vergleich zu Öl, Gas und Kohle, noch anders, nachhaltiger eingesetzt werden und zwar mit nachwachsenden Brennstoffen. Und bei letzterer Methodik kommen wir der Sache schon näher, zu dem Thema, dem ich diesen Blogeintrag widmen möchte... es wird interessant und für so manchen Großstadt verwöhnten Menschen, möglicherweise auch zu kompliziert und arbeitsintensiv!
Nachdem wir viel in Nordjütland unterwegs waren und bewusst auf Details geachtet haben, sind uns an zahlreichen Bauernhöfen, ehemaligen Hofstellen und ländlichen Anwesen diese kleinen Türmchen mit Schornstein aufgefallen.
Die geheimnisvollen Türmchen: Strohöfen in Dänemark
Diese "Türmchen mit Schornstein" sind tatsächlich eine innovative Methode der Energiegewinnung: Es handelt sich um Strohöfen (Strohballenöfen), hier in Dänemark auch Halmfyr genannt (Biomasseheizung)! Sie ermöglichen eine höhere Effizienz und Autarkie durch die Nutzung eigener, nachwachsender Ressourcen – vorausgesetzt, man hat genug Platz dafür.
Diese speziellen Öfen sind dafür konzipiert, mit Strohballen befeuert zu werden. Wie so ein Ofen befüllt wird, kann man in einem kurzen Film auf dem YouTube-Kanal von klaravik.dk, einem bekannten dänischen Auktionsportal für Landwirtschaft, sehen.
Was leistet so eine Anlage und wie lange ist die Brenndauer von Strohballen?
Ein Großrundballen (ca. 1,50-1,80m Durchmesser / 200-300 kg) brennt in Heizkesseln (ab 100 kW / bei solchen Öfen die Untergrenze) typischerweise 6 bis 12 Stunden. Unter optimalen Bedingungen kann dies bis zu 24 Stunden dauern.
Also, angenommen, ein Haus mit 170qm Wohnfläche (was diese Bauernhäuser an Größe dort oftmals haben) und einer Energieeffizienzklasse F, wäre ein Heizbedarf von etwa 22,10KW erforderlich, ergo überdimensioniert und demzufolge, wäre da eine Pelletheizung optimal. Beim doppelten Heizbedarf, fängt die Sache dann an, interessant zu werden, aber nicht unbedingt, bei einer "normalen" bis größeren Wohnhaus-Größe.Die Wahl, wie Sie Hackschnitzel für Ihr autarkes Haus erhalten, läuft auf zwei Optionen hinaus:
- Vorteile: Gleichbleibende Qualität und geringer Arbeitsaufwand.
- Nachteile: Abhängigkeit von Lieferanten und deren Preisen.
- Bezug: Bei spezialisierten Händlern, Forstbetrieben oder auf Online-Marktplätzen für Biomasse.
- Vorteile: Kostenersparnis, Nachhaltigkeit und bessere Kontrolle über die Qualität.
- Nachteile: Hoher Arbeitsaufwand und anfängliche Investitionskosten für Maschinen.
- Prozess: Rohmaterial beschaffen (z.B. aus dem eigenen Wald oder von unbehandelten Paletten), hacken, trocknen und lagern.
Hackschnitzel kaufen
Hackschnitzel selbst produzieren
Hackschnitzelbedarf für Ihr Haus (140 m²)
Für ein mittelmäßig gedämmtes Haus mit 140 m² Wohnfläche beträgt der geschätzte jährliche Heizenergiebedarf rund 14.000 kWh.
Unter Annahme eines Wirkungsgrades von 85-90% für Ihre Hackschnitzelheizung (bitte beachten: Ein Pelletofen verbrennt keine Hackschnitzel!) und eines Heizwerts von 750 kWh pro Schüttraummeter (SRM) für Hackschnitzel A1, ergibt sich ein Jahresbedarf von etwa 20 bis 25 SRM Hackschnitzel.
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Um den jährlichen Bedarf an Hackschnitzeln für ein Haus mit 140 m² Wohnfläche, mittelmäßig gedämmt, zu schätzen, müssen wir mehrere Faktoren berücksichtigen: Jahresheizenergiebedarf des Hauses: Ein "mittelmäßig gedämmtes" Haus mit 140 m² kann einen spezifischen Heizenergiebedarf haben, der stark variiert. Als grober Richtwert in unseren Breitengraden (und auch in Dänemark, wo es ähnliche Klimabedingungen und Baustandards gibt): Neubau (sehr gut gedämmt): ca. 30-50 kWh/m²a Sanierter Altbau (gut gedämmt): ca. 50-80 kWh/m²a Mittelmäßig gedämmter Altbau: Hier kann der Wert eher bei 80-120 kWh/m²a liegen. Nehmen wir einen mittleren Wert von 100 kWh/m²a für ein "mittelmäßig gedämmtes" Haus. Jahresheizenergiebedarf = 140 m² * 100 kWh/m²a = 14.000 kWh/Jahr Effizienz des Pelletofens: Ein moderner Pelletofen hat in der Regel einen sehr guten Wirkungsgrad. Rechnen wir mit einem Wirkungsgrad von ca. 85-90%. Benötigte Energie aus Hackschnitzeln = Jahresheizenergiebedarf / Wirkungsgrad = 14.000 kWh / 0,85 = ca. 16.470 kWh oder = 14.000 kWh / 0,90 = ca. 15.556 kWh Nehmen wir einen Mittelwert von ca. 16.000 kWh/Jahr. Heizwert von Hackschnitzeln A1: Hackschnitzel A1 haben einen niedrigen Wassergehalt. Der Heizwert variiert je nach Holzart und exaktem Wassergehalt. Für Fichten-Hackschnitzel A1 (Nadelholz, häufig verwendet) mit einem Wassergehalt von ca. 15-20% liegt der Heizwert bei etwa 700-850 kWh pro Schüttraummeter (SRM). Nehmen wir einen realistischen Wert von 750 kWh/SRM an. Berechnung des Jahresbedarfs in SRM: Jahresbedarf SRM = Benötigte Energie aus Hackschnitzeln / Heizwert pro SRM = 16.000 kWh / 750 kWh/SRM = ca. 21,33 SRM Zusammenfassung: Für ein 140 m² großes, mittelmäßig gedämmtes Haus, das mit einem 25 kW Pelletofen (oder besser: einer Hackschnitzelheizung, da Pellets und Hackschnitzel nicht dasselbe Brennmaterial sind, auch wenn der Begriff "Pelletofen" hier im Sinne von "Holzfeuerungsanlage" verwendet wurde) beheizt wird, liegt der geschätzte Jahresbedarf an Hackschnitzeln der Qualität A1 bei etwa 20 bis 25 Schüttraummetern (SRM).
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Hackschnitzel selbst produzieren: KUP
Eine Kurzumtriebsplantage (KUP) ist ideal, um 10-20 Jahre lang autark Hackschnitzel zu erzeugen. Setzt man auf schnellwachsende Baumarten wie Weide, Pappel, Erle, Robinie oder Blauglockenbaum. Diese liefern einen Heizwert von 4,0-4,7 kWh/kg.Für einen Jahresbedarf von 25 SRM Hackschnitzel benötigt man theoretisch berechnet, bei einem Umrechnungsfaktor von 1 fm = 3 SRM, jährlich rund 8,3 Festmeter Frischholz.
Für Ihren Jahresbedarf von 8,3 fm Rohholz (entspricht ca. 25 SRM Hackschnitzel) sollten Sie eine KUP von mindestens 1 bis 1,5 Ha einplanen. Diese Fläche sichert Ihre Produktion für 10-20 Jahre ab und berücksichtigt mögliche Ertragsschwankungen.
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Das kleine Gedankenkarussell zwischendurch |